Urlaubsregelungen im Startup

Wenig Urlaub ist der Normalfall

Die Anzahl der Urlaubstage und deren Inanspruchnahme ist ein klassischer Hygienefaktor. Die Rahmenbedingungen müssen einfach stimmen, um Mitarbeiter langfristig binden zu können. Urlaub ist wichtig, damit jedes Mitglied des Startup-Teams trotz der hohen Geschwindigkeit und Arbeitsbelastung sein persönliches Gleichgewicht halten kann. Trotzdem sind die Urlaubsregelungen im Startup überraschend oft sehr restriktiv.

Obwohl das Thema einfach erscheint, werden in vielen Startups signifikante Fehler in der Definition der Rahmenbedingungen gemacht. In vielen Unternehmen wird nur der Mindesturlaub von 24 Arbeitstagen pro Jahr gewährt, teilweise auch 1 oder 2 Tage mehr. Die meisten Mitarbeiter diskutieren beim Einstieg nicht über die Zahl der Urlaubstage. Im Lauf der Zeit wird dieser Punkt dann aber zu einer Quelle zunehmender Frustration. Jeder Mitarbeiter hat andere persönliche Rahmenbedingungen mit seinem Job in Einklang zu bringen. Dabei ist es egal, ob ein ausländischer Mitarbeiter Zeit für Familienbesuche im Heimatland braucht oder eine Mutter von zwei Schulkindern die jährlich etwa 60 Ferientage bewältigen muss. Beide brauchen diese Zeit, um an den verbleibenden 220 Arbeitstagen pro Jahr volle Leistung abliefern zu können.

Recruiting wird erschwert

Eine zu restriktive Urlaubsregelung erschwert auch das Recruiting massiv. Die Bewerber diskutieren nicht über diesen Punkt. Sie lehnen das Angebot oft einfach ab, wenn sie die Zahl der Urlaubstage im Vertragsentwurf sehen. In vielen Industrien sind 30 Tage Urlaub seit vielen Jahren Standard. In den letzten Jahren gehen Tarifabschlüsse sogar weit darüber hinaus, indem man Mitarbeitern die Wahl zwischen Gehaltserhöhung und zusätzlichen Urlaubstagen lässt. Jetzt ist ein Startup natürlich keine Behörde oder die Deutsche Bahn. In der Praxis führen mehr Urlaubstage aber in der Regel nicht zu geringerer Quantität der Arbeitsleistung, sondern erhöhen die Mitarbeiterzufriedenheit und damit oft auch die Qualität der Ergebnisse. Es ist also nicht als disruptive Errungenschaft der Startup-Welt zu werten, dass dort wenig Urlaub gegeben wird.

Es geht besser

Der Kampf um die besten Mitarbeiter ist sehr hart geworden. Deshalb gibt es zwischenzeitlich auch einige positive Beispiele. Ein wettbewerbsfähiges und motivierendes „Best Practice“ Urlaubsmodell ist zum Beispiel, generell 26 Urlaubstage zu gewähren und diesen Anspruch alle 2 Jahre um einen zusätzlichen Tag bis auf 28 zu erhöhen. Zusätzlich wird den Mitarbeitern ein Budget von 10 Tagen unbezahltem Urlaub innerhalb von 2 Jahren eingeräumt. Damit kann bei Bedarf Gehalt in Freizeit getauscht werden, zum Beispiel für eine größere Reise oder um familiäre Notlagen zu meistern.

Im nächsten Beitrag geht es dann um die Flexibilität von Arbeitszeit und Arbeitsort.

Photo by Juan Rojas on Unsplash

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